3. Vorderburg
Die Vorderburg, in der sich heute das Burgmuseum und der Festsaal der Stadt Schlitz befinden, ist in ihrer heutigen Gestalt zwischen 1565 und 1600 entstanden. Ihr Ursprung geht auf den zentralen aus dem Mittelalter stammenden romanischen Wohnturm (Unterbau des Turms vor 1181) zurück. Der Kern des Ostflügels ist
mittelalterlich, während der Westflügel um 1600 erbaut wurde. Verschiedene Bauabschnitte lassen sich an dem zentralen, ehemaligen Wohnturm ablesen. Ein aus Altan und Treppenturm bestehender Vorbau, von denen noch Spuren zu erkennen sind, wurde 1812 abgerissen, das spätgotische Portal des Treppenturmes befindet sich heute im Gartenausgang des Vorderburger Türmchens. Schmal- und Rückseiten der beiden Flügel des gewaltigen Gebäudes besitzen Renaissancegiebel. Die Turmhaube stammt aus dem 16. Jahrhundert. Ein hölzerner, zum Teil barocker Treppenaufgang führt zu den verschiedenen Stockwerken. Das wappengeschmückte Portal aus dem Jahr 1565 könnte ein Werk von Philipp Soldan aus Frankenberg sein. 1950 wurde in der Turmhaube ein aus 26 Glocken bestehendes Läutewerk eingerichtet, das sowohl elektronisch als auch manuell bedient werden kann. Nach dem Willen seines Stifters, des Grafen Otto Hartmann von Schlitz, soll dieses Glockenspiel der internationalen Verständigung dienen. Jeweils um 15.00 und um 17.00 Uhr erklingen im wöchentlichen Wechsel Volkslieder der verschiedenen Nationen über die Dächer der Stadt.
Die Vorderburg war die Schlitzer Hauptburg. In ihr hatte bis ins frühe 18. Jahrhundert der Senior der Ganerbengemeinschaft seinen Sitz. Die Ganerbengemeinschaft wurde aus den Linien der Vorderburger, Hinterburger, Schachtenburger, Ottoburger und Hallenburger Herren gebildet. 1720 ging durch das Aussterben des Mannesstammes der Vorderburger Linie der gesamte Besitz an die Hallenburger Linie über, deren Senior, Friedrich Wilhelm von Schlitz genannt von Görtz, hannoverscher Kammerpräsident und Staatsminister, im Jahre 1726 von Kaiser Karl VI. in den Reichsgrafenstand erhoben wurde.