Sandkirche

2. Sandkirche

Die Sandkirche am städtischen Friedhof wurde im Jahre 1612 an der Stelle eines Vorgängerbaues errichtet, von dem möglicherweise noch die spätgotischen Fensterlaibungen in der Ostwand stammen. Sie ist eine der ältesten Querkirchen Deutschlands. Die kürzere Querachse bildet hier die Hauptachse der Kirche. Eine besondere Eigenart weist die Kanzel auf, die sowohl nach innen als auch nach außen benutzt werden kann und mit schönen Beschlagwerk-Ornamenten geschmückt ist. Die außen über der Eingangstür eingelassene Sandsteintafel mit einer lateinischen Inschrift im Rollwerkrahmen besagt, dass die Kirche Gott geweiht, im Jahre des Herrn 1612 erbaut worden ist, als Johann Reuber Schultheiß, Christoph Schellenberg Pfarrer, Stephan Frank Diakon, Hermann Hofmann, Johann Camerarius und Nikolaus Linz Schöffen waren.

An der Außenwand neben der Kanzel sind zwei hervorragend gearbeitete barocke Epitaphe angebracht, die aus den Jahren 1625 und 1627 stammen. Die Bürgerschaft der Stadt Schlitz hatte zur Sandkirche, die ihren Namen von dem Flurstück Sandberg trägt, eine besonders innige Beziehung. So stiftete die Witwe Agnesa Heil, geb. Reuter, 1731 ihr Haus und ihre sämtlichen Güter der Sandkirche. Der Stiftungstext ist auf einem im Kircheninnern angebrachten Epitaph zu lesen.

An der Kirche befindet sich außen die sog. Schilling-Gruft, die, 1705 vom herrschaftlichen Amtmann Mercklein angebaut, 1775 in den Besitz der Familie Schilling überging (deren Familienwappen über dem Eingang) und in den fünfziger Jahren zu einer Gedenkstätte für die Gefallenen beider Weltkriege umgestaltet wurde. Dass die Familie Schilling eine eigene Gruft besaß, lässt ihre Bedeutung für die Stadt erkennen.

Der Schlitzer Friedhof, ursprünglich bei der Stadtkirche, wurde 1591 auf den Sandberg verlegt. Er befindet sich seit Beginn der siebziger Jahre zusammen mit der Sandkirche in städtischem Besitz. Zuvor gehörte er über Jahrhunderte der evangelischen Kirchengemeinde und wurde auch von ihr verwaltet.